14 Wochen Manfredonia
Die Marina
Nach unserer turbulenten Überfahrt von Kroatien verbringen wir, nicht ganz freiwillig, 14 Wochen in Manfredonia. Die Marina del Gargano kann man durchaus empfehlen. Sehr freundliches Personal, aufmerksam und stets hilfsbereit. Die Preise sind erträglich, wir haben für Tiki den halben Wintersaisonpreis bezahlt. Das entspricht in etwa 820,- Euro. Nicht ganz günstig, aber die Leistung passt. Bei Schlechtwetter werden sämtliche Festmacher kontrolliert und in der Nacht gibt es einen Kontrollgang, auch hier wird ein Blick auf die Festmacher geworfen.
Es sind ausreichend Duschen und WC-Anlagen vorhanden welche auch regelmässig gereinigt werden und somit sauber sind. Die Stege sind als Schwimmstege mit Fingern ausgeführt, Wasser und Strom ist vorhanden, kostet allerdings extra. Zum Glück haben wir unseren Taylors-Ofen, der uns ohne Schwierigkeiten durchgehend warm gehalten hat.
Am Marinagelände gibt es einige Lokale, wir haben allerdings nur Zwei besucht, Eines davon mehrmals.
Die nähere Umgebung
Bei Einkaufstouren waren wir froh unsere Falträder zu haben, zum nähesten Supermarkt mit normalen Preisen ist
man sonst mal gleich 30 Minuten unterwegs. Ein Diskonter ist ca. 3km entfernt, allerdings stetig bergauf. Mit einem guten Rad kein Problem, die Falträder schiebt man besser 😉
Wäsche kann bei Salvatore gewaschen werden, seine „Lavanderia“ ist zu Fuss leicht erreichbar und die Preise bewegen sich zwischen 4 und 8 Euro. Für 8 Euro kann man dann 20kg Wäsche waschen, um 2 Euro für den Trockner ist auch alles wieder bereit zum verstauen. Waschmittel, Desinfektion und Weichspüler sind inklusive – sogar Russflecken verschwinden problemlos. Salvatore ist selbst meist gegen Mittag und bevor zugesperrt wird da. Es lohnt sich, zu diesen Zeiten hinzugehen, da er sehr gut Englisch spricht und immer gute Tipps für Ausflüge und andere Dinge parat hat.
Ihm haben wir auch einen Trip mit Valentina von „La Pelandra“ zu verdanken. Sie hat uns Siponto gezeigt und als Archäologin auch einiges über die Geschichte der „4 Kirchen“ und von Manfredonia selbst erzählt. Unter Anderem, dass Manfredonia ursprünglich von 3 Männern gegründet wurde, die von Rom geschickt wurden um eine Stadt zu bauen, mit Mauer rundherum. Naja, 3 Männer waren wohl zu wenig. Als Rom Boten ausgesandt hat um den Fortschritt zu kontrollieren, war Einer davon nicht mehr auffindbar, die beiden Verbliebenen waren überfordert. Irgendwie verständlich.
Die Werft
Vergiss es einfach. Am Besten so tun, als wären sie gar nicht da. Selten einen derart stümperhaften Haufen gesehen. Dazu gibt es einen eigenen Beitrag, da es hier den Rahmen sprengen würde. Die Kurzfassung für Lesefaule: Unser Motor wurde vor unseren Augen 2x fallen gelassen, die Vorbereitung für die neue Lackierung war mit Hochdruckreinigen abgeschlossen (ohne entfetten, schleifen oder zerlegen) und am Schluss mussten wir den Motor selber reparieren, da sie zB. das ursprünglich intakte Impellergehäuse durch die Stürze und die Reparaturversuche ruiniert hatten. Auf die Frage nach Preisminderung für die entstandenen Schäden wurde uns mit Polizei und Hafenkapitän gedroht. Fazit: Finger weg von dieser Werft!
14 Wochen? Was macht man da so lange?
Hauptsächlich warten, dass der Motor fertig wird. Ansonsten meistens Dinge, die Du zu Hause in der Freizeit auch machst. Einkaufen gehen, kochen, lesen, Film schauen, spazieren gehen, etc.
Wir haben die Zeit allerdings noch genutzt um am Boot zu arbeiten. Die Probleme im Masttop konnten wir
provisorisch beheben und somit das Grosssegel wieder setzen. Um die Kondensation am Stahlrumpf zu minimieren haben wir die Schlafkoje mit Armaflex gedämmt. Auch den Motorraum haben wir damit verkleidet, einerseits auch hier wegen entstehendem Kondenswasser, anderseits ist es auch ein wenig schalldämmend, bei einem Schiffsmotor kann das kein Fehler sein. Der Rest wird zu einem späteren Zeitpunkt, in einer guten Werft, wenn wir an Land sind gemacht.
Dann haben wir uns noch auf den Watermaker gestürzt. In Zukunft können wir damit aus Salzwasser Trinkwasser gewinnen. 50 Liter pro Stunde. (Echotec 260-DML-1, 12V, 38Amp, mit Boosterpump falls es von Interesse sein sollte). Wir mussten einen Platz für die 1 Meter lange Membrane, 5 riesige Filter, das Bedienpaneel, den Motor und ein paar andere Dinge finden. Als wir Manfredonia am 1. April verlassen haben, fehlten noch die Borddurchlässe und die Verkabelung, die wir erst machen, wenn Tiki am Trockenen ist.
Weiters haben wir unseren Kabelsalat wieder etwas mehr entrümpelt und geordnet, auch dabei kamen unglaubliche Dinge ans Tageslicht. Bei der Gelegenheit haben wir die Beleuchtung vom Motorraum (vorher eine einzige Glühbirne mit der sensationellen Lichtausbeute eines Teelichtes) durch 3 kurze, extrem helle LED-streifen ersetzt. Unter der Sprayhood haben wir jetzt rotes Licht, um uns die Nachtsicht bei längeren Überfahrten nicht durch weisses Licht zu zerstören.
Natürlich hatten wir dazwischen auch Tage, wo einfach nichts funktionieren wollte, die Laune unterirdisch war und sich deutliche Anzeichen von Lagerkoller gezeigt haben. Winter in einer fremden Stadt ist nicht immer leicht. Beschränktes Platzangebot am Boot, viele graue, verregnete Tage, zwischendurch auch mal Schnee und wenig Kommunikation mit anderen Leuten, da hier kaum jemand Englisch spricht.
Insgesamt ist Manfredonia für einen kurzen Zwischenstop,um Proviant zu bekommen, mal wieder die komplette Wäsche in einer Maschine zu waschen etc. sicherlich geeignet. Für längere Aufenthalte bietet die Stadt allerdings zu wenig, wenn man – so wie wir – eingeschränkt mobil ist.
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